Wie ich zu den Puppen fand.
Es begab sich zu einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war und das Leben in festen Bahnen verlief. Ich erfreute mich meines Lebens. Meine Hobbys beschränkten sich auf Reisen und Lesen. Ich hatte wenig Zeit, denn ich war (bin) voll berufstätig, hatte (habe) 2 Töchter und viele Bekannte.
Ich habe in meiner Kinderzeit immer gerne mit Puppen gespielt. Leider gab es aus finanziellen Gründen nie viel Spielzeug und irgendwie habe ich das immer vermisst. Als ich schon verheiratet war blieb ich immer vor den Schaufenstern der schönen Spielwarengeschäfte stehen und bewunderte die Auslagen. Am meisten hatten es mir die Puppen angetan. Aber wie das so ist... ich dachte: Blödsinn, Du bist doch jetzt erwachsen... was willst Du denn jetzt noch mit Puppen!!!
Aber irgendwie gingen sie mir nicht aus den Kopf.
Ich bekam 2 kleine Mädchen und die Puppen gerieten erst einmal in Vergessenheit.
Als meine Töchter anfingen sich für Puppen zu interessieren kam dieser Gedanke aber wieder auf.
Zu dieser Zeit kam eine Bekannte zu mir und brachte mir ein bezauberndes Puppenkind. Sie hatte diese Puppe selber hergestellt in einem Kurs und sagte mir, diese Puppe gibt es auch in "alt".
Ich war hin und weg und fragte nach, wo es diese alten Puppen denn gäbe. Sie nannte mir ein Geschäft, das ganz in der Nähe war...
Damit nahm das Schicksal seinen Lauf.
Als ich mal etwas Zeit hatte erinnerte ich mich an diesen Laden und fuhr hin. Von außen sah er eher unscheinbar aus... kleine Schaufenster..... und klingeln musste man auch noch!!!
Ich war skeptisch, drückte aber auf die Klingel. Die Tür öffnete sich und da stand eine sehr sympathische Dame die mich anlächelte und mich fragte, was sie denn für mich tun könne. Nun ja... das wusste ich eigentlich auch nicht so genau.
Ich durfte eintreten und es tat sich plötzlich eine vollkommen neue Welt für mich auf. Ich konnte mich nicht satt sehen und lief vom einem zum anderen Zimmer. Soviel altes Spielzeug und so viele schöne alte Puppen, Teddybären und so weiter. (an diesem Zeitpunkt wurde ich infiziert)!!!
Puppen aus Porzellan, aus Stoff, Wachs, Masse, Papiermaché, Celluloid, Tortulon usw. usw.!!! Ich war wie erschlagen!!!
Mein Auge fiel auf eine süße Schönau & Hofmeister. (damals wusste ich nicht, dass es eine war) Vom Preis fiel ich fast um (daran würde ich mich aber rasch gewöhnen) aber ich wollte sie unbedingt haben. Ich habe sie dann gekauft, aus reinem Bauchgefühl, nicht mit Verstand. Damals wusste ich nicht einmal, dass es Bücher über antike Puppen gab und worauf man achten musste. Ich wusste gar nichts, nur, dass ich diese Puppe haben wollte. Gott sei Dank tätigte ich meinen ersten Puppenkauf bei Frau Ernst, die eine seriöse Händlerin ist und kein Interesse daran hat, Anfänger zu betrügen.
Na ja, bis dahin war ja alles noch normal... ich ahnte nichts Böses...
Stolz trug ich mein erstes antikes Puppenkind nach Hause. Es fand einen schönen Platz auf einem Schränkchen.
Irgendwann dachte ich: Hmmm, auf dem Schränkchen steht sie aber nicht gerade sicher!! Also kaufte ich eine Vitrine. Eine groooooße Vitrine!!! Für EINE Puppe!!! Die gab es im Angebot aber NUR die großen Vitrinen. Die kleinen waren sehr viel teurer... (ich bin ja praktisch veranlagt)
Ich wollte ja nur EINE antike Puppe haben!
Ich armer Tropf!! Was hatte ich da angefangen.
Die Vitrine kam an... ich stellte die Puppe rein... sah schön aus aber sie stand dort etwas verloren herum. Sie brauchte Freunde!
Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen. Bei der Dame fand ich nicht das "Richtige" und nun ging die Grübelei los, wo sich wohl noch andere antike Puppen versteckt hielten.
Irgendwann, es war an einem sonnigen Morgen las ich Zeitung und dort stand ein Inserat. Puppenbörse in Mönchengladbach.
WOW! Nix wie hin!
Ich fuhr hin, bekam mit Hängen und Würgen einen Parkplatz, ich atmete tief durch und ging in das Gebäude hinein. Eintritt musste ich bezahlen. Nun ja, verständlich. Nun betrat ich also die heiligen Hallen einer Puppenbörse. BOH! Viele Stände mit wunderschönen Puppen. (Ich, null Ahnung)!
An einem Stand gab es sehr schöne Püppchen. (heute weiß ich dass es lauter Jumeaus waren, damals wusste ich es nicht)
Ich fragte, was denn so eine Puppe kosten würde. Man betrachtete mich (leicht pikiert) von oben herab und meinte: "Die sind aber sehr teuer"!! (sah man mir an, dass ich eine blutige Anfängerin war)?
(Der größte Fehler, den ein Händler machen kann)
Ich sagte daraufhin: "Also wenn die soooo teuer sind, dann schau ich lieber weiter"!
(Blöde Zicke)!
Ich kam zu einem Stand an dem mich ein freundliches älteres Ehepaar begrüßte. Sie kamen aus Belgien und wir unterhielten uns angeregt. Schnell hatten sie durchschaut, daß ich nichts von antiken Puppen verstand. Sie boten mir eine Kämmer&Reinhardt 100 an (Kaiserbaby) und ein Bye-Lo Baby. (Was ist das)?
Beide Puppen waren so süß und jetzt fing das Handeln an.
Beiden erzählten mir, worauf ich achten müsse bei diesen Puppen. Kopf und Körper sollten zusammengehörig sein. Das Kaiserbaby sollte einen Babykörper haben, der rechte Arm sollte angewinkelt und die Beinchen unterschiedlich gekrümmt sein. Das Bye-Lo sollte einen Stoffkörper haben usw. Mir schwirrte der Kopf!!!
Ich war sehr angetan, freudig überrascht und kaufte beide Puppen.
Und es gab auch Puppenbücher auf der Börse und weil ich es leid war, immer ahnungslos durch die Gegend zu rennen, kaufte ich einige davon- eine gute Idee!
Zuhause stellte ich stolz meine neue Errungenschaften in die Vitrine. Schön sah es aus!!!
Und dann fing ich an zu lesen, zu lesen und zu lesen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Als ich die Bücher aus die Hand legte, wurde mir bewusst, wieviel Glück ich mit meinen ersten Puppenkäufen gehabt hatte. Wie leicht hätte ich Opfer von gewissenlosen Verkäufern werden können. Ich kann nur jedem empfehlen, sich bevor man Puppen kauft (egal welche) erst einmal zu informieren und sich nicht durch schöne Kleidung oder ein liebes Gesichtchen verführen zu lassen ohne näher hinzusehen.
Tja, wie ging es weiter?
Irgendwann kam dann mein Schwiegersohn auf mich zu und wollte mir am Computer etwas zeigen. Er zeigte mir den größten virtuellen Trödelmarkt und ich war begeistert. So viele schöne Puppen wurden angeboten, ich konnte mich kaum satt sehen und schwuppdiwupp waren einige Stunden vergangen. Ich habe mich dann dort sofort angemeldet und dann konnte das Bieten losgehen. Iich war so blauäugig. In kürzester Zeit habe ich dann jede Menge "antike" Puppen ersteigert und meistens war dann die Enttäuschung groß, wenn die ersteigerten Puppen hier ankamen. Auch hier musste ich erst einmal lernen, worauf ich achten musste, worauf es ankam und welche Fragen ich stellen musste. Mittlerweile hatte sich dann ein Sammelsurium an Puppen und Zubehör hier angehäuft... das war nicht mehr schön. Außerdem stand alles kreuz und quer durcheinander. Meine Vitrinen waren längst nicht mehr ausreichend also suchte ich mir andere Plätze, wo ich noch etwas hinstellen konnte. In dieser Zeit sind wir umgezogen in ein anderes Haus und dort hatte ich dann Platz satt, so dachte ich. Aber wie das so ist... man hat nie Platz genug.
Es war halt viel zu viel. Also sah ich mich gezwungen auszusortieren. Ich versuchte eine "Linie" in meine Sammlung zu bringen. Aber wenn einem fast jede Puppe gefällt, ist das natürlich schwer. Außerdem finde ich eine Sammlung, die sich streng nach einer Linie ausrichtet, langweilig. Gerade die Vielfalt der einzelnen Exponate macht eine Sammlung für mich erst interessant.
Dann kam ich auf die Idee: lieber Qualität als Quantität.
Gedacht, getan!
Ich habe dann alle Puppen genauestens inspiziert auf Mängel und Ausstrahlung. Mittlerweile kannte ich mich ja schon "etwas" aus und wusste was ich wollte und was ich nicht wollte. Diese Puppen wurden dann fotografiert und ins Ebay gestellt. Dadurch lernte ich wiederum sehr viele andere Sammler kennen. Bis dahin dachte ich, ich wäre die einzige weit und breit, die Puppen sammelte aber plötzlich musste ich feststellen, dass sehr nette Sammler direkt in meiner unmittelbaren Umgebung wohnten. Wir sind jetzt schon seit Jahren befreundet und haben eine Menge Spaß miteinander.
Durch das Internet "kannte" ich plötzlich viele Leute, die auch mit Puppen zu tun
hatten.
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